Hell stand der Mond hoch über dem Pfad, als die Frau aus dem Dorf ihren Heimweg antrat. Die Zahl der Meilen vor ihr machte das Herz ihr kalt und so kam sie vorbei am verzauberten Wald. „Wenn ich folge dem Pfad, der dort schwindet im Licht, dann bin ich im Dorf, eh' der Morgen anbricht. Ach, es sind nur Geschichten, wie die Steine so alt!“ sprach sie und trat in den verzauberten Wald.

Ref.: Nebel und Licht und Stimmen im Wind, die locken und rufen und sonderbar sind. Hüte dich, Wanderer, weiche, gib acht! Und betritt nicht den Wald der Zauber bei Nacht. Nach kaum hundert Schritt schloß sich um sie der Wald; wo kam sie her, wo ging sie hin? Sie verirrte sich bald. Vom Pfad aus geseh'n schien der Weg doch so klar, wie kam es, daß alles nun sonderbar war?

Sie fand nicht zurück und sie folgte dem Licht voraus in den Bäumen - sie erreichte es nicht. Mit jedem Schritt, den sie tat, wich es gleichsam zurück und führte sie fort durch den Wald Stück um Stück. Bald hört' sie Gesang aus den Bäumen, den Höh'n, sie blickte starr auf das Licht, sie wollte nichts seh'n. Der Klang war so fremd, daß das Herz ihr schier brach, doch sie wäre verlor'n, gäb' dem Locken sie nach. Jemand rief ihren Namen, eine Stimme, so schön, bat sie zu ihm zu kommen, kaum konnt' sie widersteh'n. „Komm, ich bringe dir Liebe und Schönheit und Glück!“ „Nein, denn wenn ich dir folge, kehr' ich nie mehr zurück.“ Aus Schatten und Nebeln trat eine Gestalt,mondweiß und schön, die dunklen Augen uralt. „Komm, Menschenfrau, lieg' bei mir diese Nacht! Ich zeig' dir Zauber und Träume, bis der Morgen erwacht.“ „Ein Kuß deiner Lippen kostet mich wohl ein Jahr, die Nacht in deinem Arm macht weiß mir das Haar. Fee, Troll und Elf treibt mit uns nur sein Spiel; laß' mich geh'n, guter Geist, weil leben ich will!“ Sie wehrt sich nicht mehr, als er zieht sie heran, schon vergessen, versunken, verloren im Bann. Als seine Lippen sich nähern, ist die Welt ihr schon weit, der schöne Tod ist ein Zauber, fern von Raum und von Zeit. Tief stand der Mond nun über dem Wald, nah war der Tag und die Tauluft eiskalt. Tief im Feenarm lag still die Menschenfrau, die Nacht wich zurück und der Himmel wurd' grau. So fiel das erste Licht auf das Laub von den Höh'n, wo für die Frau aus dem Dorf rasch die Jahre vergeh'n. In dem Strahl wird der Fremde zu Rauch und zu Licht, läßt bleich und schwach sie zurück, doch tötet sie nicht. Hell stand der Tagstern nun über dem Pfad, als die Frau aus dem Dorf aus dem Wald heraustrat. Das Haar weiß wie Schnee, marmorbleich auch die Haut von dem Zauber des Waldes, der die Zeit ihr geraubt.