02.10. - 05.10.2003 Erntefest zu Reichenstein

Nicht viele Tage ist es her, da ein Mann das Gastrecht auf meinem Hofe am Ostturm bekam. Weit gereist war er und diese Geschichte füllte den Abend am Feuer beim Met. Sein Name ist Torben vom Svearreich und diese ist seine Geschichte…

…mit meinem Freund Gunnar zog ich schon einige Zeit durch die Lande, als wir von einem großen Fest hörten, dass in der Grafschaft Reichenstein stattfinden sollte. Da unser Geschick als Händler eher gering war und wir doch arge Geldnöte hatten, entschlossen wir uns dem Grafen unsere kriegerischen Fähigkeiten als Söldner anzubieten. Wir reisten einige Tage bis Reichenstein und stießen auf eine nahezu verlassene Grafschaft. In einem Umkreis von fünf Tagesreisen um den Ort und die Burg gab es nur verlassene Höfe und Dörfer.

Wir teilten dem Verwalter unsere Absichten mit und er notierte sich unsere Namen. Spät am Abend erschien der Graf mit seinem Wachhauptmann und seinem Truchseß. Doch da die Reise lang und anstrengend war lag ich schon in der Kaserne und schlief.

Der folgende Tag sollte der Tag des Festes sein. Doch bis dahin sollte noch einiges geschehen. Der Hauptmann sammelte seine Wachen um sich und teilte uns zu unseren Wachposten ein. So verging der Tag langsam und öde. Während einer meiner Wachpausen kam Balthasar, der Truchseß, und der Hauptmann zu mir und meinem Freund Gunnar. Wir sollten dabei helfen einen larhgotischen Spion festzusetzen. Balthasar hätte Kunde davon erlangt, dass dieser Spion ein Halbelf sei, der in seinem Tabaksbeutel einen geheimen Brief transportiere. Kurzum sind wir zur Burg, wo er sich angeblich aufhielt und haben ihn gestellt. Ich hatte zwar den Eindruck, dass er selbst überraschter war als wir über die Botschaft, aber Befehl ist Befehl. So führten wir ihn und seine Begleiter in das Verließ und übergaben sie dem Kerkermeister und seinem Folterer.

Nun kam etwas Unruhe unter den Zugereisten auf und nicht wenige Wachen desertierten angesichts der Behandlung der Gefangenen durch den Folterer. Das Wirken eines Wahrheitszaubers war aufgrund irgendwelcher Konstellationen angeblich gefährlich, doch davon verstehe ich nicht viel. Während des Tages kamen viele Gesandte und Boten zum Grafen und auch der Truchseß und der Verwalter waren viel unterwegs. Der Magier des Grafen, Zuul, zog Verdächtigungen auf sich und wilde Gerüchte kursierten. Das Turnier, welches am Nachmittag stattfand, fand wenig Anklang unter den Leuten zu diesem Zeitpunkt und es war schnell vorbei. Nach Einbruch der Dunkelheit, Gunnar und ich hielten gerade Wache vor dem Verließ, trat jemand aus dem dunklen hervor und hielt dem Truchseß, der gerade mit den Gefangenen sprach von hinten einen Dolch an den Hals und forderte die Freilassung der Gefangenen. Nach einem kurzen Gerangel floh der Angreifer und entkam unerkannt. Beunruhigenderweise erschien ein wenig später ein Geist am Kerker, der genauso schnell auch wieder verschwand. Dies war nicht die einzige Erscheinung, wie ich später erfahren sollte.

Zum Festmahl versammelten sich die Angereisten im Festsaal der Burg und auch die Gefangenen wurden von Gunnar und mir in Ketten zur Tafel geleitet, auf Geheiß des Grafen. Opulent war das Mahl und ein Barde sang seine Lieder. Darunter schienen auch welche zu sein, die von den Anwesenden teils heftig diskutiert wurden. Nach dem Fest brachten wir die Gefangenen zurück in die Obhut des Kerkermeisters. Ruhe trat ein und Gunnar und ich durften eine Wachpause einlegen und so begaben wir uns in die Taverne. Ein wenig später kam jemand aufgeregt in die Taverne und rief etwas von einem Angriff und toten Torwachen. Schnell griffen wir zu unseren Waffen und stürzten hinaus. Da das Tor unter Beobachtung war, wussten wir, dass die Feinde noch in der Burganlage sein mussten. Wir untersuchten Gebäude für Gebäude, doch sie waren erst nicht zu finden. Dann, als wir mit dem Hauptmann ein letztes Mal nach den Gefangenen sehen wollten griffen sie aus ihrem dunklen Versteck an und streckten den Hauptmann nieder. Mir und Gunnar gelang es den Zugang abzuschirmen und so kamen sie nicht an uns vorbei. Während ich nach Verstärkung rief, um die Angreifer zu vernichten, griff plötzlich jemand von hinten Gunnar an und schlug ihn nieder. Nach einem kurzen Kampf mit mir zog sich der Angreifer zurück und verschwand in der Menschenmenge im Burghof im dunklen. Leider konnte ich ihn nicht verfolgen da noch mindestens zwei Gegner vor mir standen und ich das Leben Gunnars schützen wollte. Dann kam Knickohr, der Ork, und ein weiterer Wachmann und zu dritt kämpften wir sie nieder. Leider jedoch zu spät, um das Leben des Hauptmanns zu retten.

Der folgende Tag fing an, wie der vorherige aufhörte – auf Wache. Lange Zeit passierte sehr wenig in der Burg, aber umso mehr im Dorf. Die Gefangenen wurden nach dem Wirken eines Wahrheitszaubers freigelassen und des Landes verwiesen. Auch alle desertierten Söldner sollten bis zum Abend abgereist sein, wie ich hörte. Viel geschah an diesem Tag, doch ich bekam davon leider nur wenig mit auf Wache. So wurde ein Skelett gefunden und ein Exorzismus durchgeführt. Es gab die Beerdigung des Hauptmanns und der anderen Toten. Der Barde und der Rattenfänger wurden beide tot aufgefunden, gemeuchelt und erhängt und auch der neu ernannte Hauptmann fand den Tot durch einen hinterhältigen Angriff. Da es keine Zeugen für die Taten gab, fiel der Verdacht auf den Grafen und seine Leute, im speziellen auf den Magier Zuul. Es muss wohl zu einer Art Prozeß mit Auseinandersetzung gekommen sein, bei der Zuul sein Leben ließ. Später am Tage wurden Rituale vollzogen und Informationen gesammelt. Gegen Abend sprach man in der Taverne von einem geplanten Angriff auf die Burg und den Grafen. Daher befanden wir uns in erhöhtem Wachzustand und ließen nur wenige in die Burg. Nach der Dämmerung zogen wir uns in den Torbereich zurück und verschlossen die Tore. Nun gab es ein Kommen und ein Gehen. Der Verwalter, der Truchseß und diverse Vertreter und Gesandte kamen und gingen. Das ein oder andere Bestechungsgeld fand seinen Weg in unsere Taschen und dann und wann schlossen wir unsere Augen. Auch ein kurzer Angriff erfolgte, doch es war zwecklos und die Angreifer zogen sich im Schutz des Dunklen zurück. Es fiel zunehmend schwerer zu bestimmen wer eigentlich das sagen hatte und das Chaos brach richtig los, als es hieß der Graf sei plötzlich verstorben. Angeblich fiel er einfach vom Thron, als er mit einem Bild und einer Geschichte konfrontiert wurde. Dabei sah er eine anwesende Streunerin an, schien in ihr jemanden zu erkennen und verstarb auf mysteriöse Weise. Daraufhin beschlossen wir von der Wache auf die Befehle des Verwalters zu hören und erstmal Ruhe zu bewahren. Plötzlich wurde Balthasar gesucht, der angeblich der Verursacher des ganzen gewesen war. Doch es war zu spät, er konnte nicht mehr gestellt werden und entkam. Es kam noch zu ein paar kleineren Konflikten, unter anderem mit der Führerin der Dunkelelfen, einer ehemals Verbündeten des Grafen. Doch in Übereinkunft mit dem Orden des Heleos und der Luna und den Söldnern wurde der Verwalter als vorübergehend Herrschender festgestellt. Am nächsten Morgen wurde es dann amtlich gemacht, doch davon bekam ich nichts mit, denn ich erholte mich etwas länger von den anstrengenden Stunden der Wache des Vortags. Alles in Allem war die Reise zum Erntefest sehr lukrativ, wenn auch etwas chaotisch. Vieles was ich erlebte und hörte blieb in meiner Erzählung unerwähnt. Aber das Große und Ganze hoffe ich dargebracht zu haben.