18.02. - 22.02.2002 Freilichtmuseum Ukranenland I

Nach einer beschwerlichen Fahrt nach Mecklenburg Vorpommern ins Ukranenland (ca. 650 km) lernten wir eine Hand voll gastfreundlicher und herzlicher Menschen kennen, die uns in den folgenden fünf Tagen Ihre Geschichte näher brachten. Eine Woche in der wir viel über die verschiedenen mittelalterlichen Handwerke, Schiffsbau sowie Sitten lernten. Falls Ihr an Details interessiert seid, lest einfach die folgenden Zusammenfassungen der einzelnen Tage.

1. Tag

Im Moment sitzen wir im „Clubraum“ der Jungendherberge des Ukranenland und trinken ein herrlich gekühltes Potts Landbier. Wie es dazu kam, erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest.

Nach dem wir so gegen 23:30 in Waltrop gestartet sind, kämpften wir ca. 9 Stunden gegen Dunkelheit, Bierdurst und Müdigkeit an. Eigentlich wären wir auch schneller am Ziel angekommen, wenn die östlichen Autobahnen Deutschlands keine T-Kreuzungen aufweisen und wir in die falsche Richtung fahren würden.

Endlich in Torgelow (ca. 30 km vor der polnischen Grenze) angekommen, wurden wir sogleich von den hiesigen Dorfjungend vor dem „solidarischem Jungendtreff“ empfangen. Der erste Schock saß tief! Die Ängste sollten aber unbegründet bleiben. Von der Herbergsmutti (Kerstin), freundlich begrüßt ging es gleich auf in den Speisesaal zu einem deftig gedeckten Frühstückstisch.

Bald darauf lernten wir dann auch unsere Betreuerin (Uschi) kennen, die sich alle Mühe gab uns den Aufenthalt in der Jugendherberge und im Ukranenland so angenehm wie möglich zu machen. Nach einer kleinen mündlichen Absprache über Mahlzeiten und Programm ging es auf die Zimmer.

Frisch gewandet ging es dann mit Uschi ab ins Ukranenland. Eine kleine historische Einführung zur Entstehung des Ukranenlandes und dann weiter zur Geschichte der Stadt Torgelow. Uschi gab sich alle Mühe uns mit ihrem Wissen zu füttern, aber nach dem wir die ersten selbstgemachten Bögen, die Holzbrücken und den Befestigungswall im Stil des slawischen 9. Jahrhunderts sahen waren wir hin und weg. Brücken wurden im Sturm genommen und Hornwaller bemannten die Befestigungsanlagen.

Endlich war das Dorf in Sichtweite. Das Warten hatte sich gelohnt! Uschi führte uns, von dem fetten Kater „Friedl“ begleitet, in jedes Haus des Dorfes und erläuterte Funktion und Bauart der Gebäude. Zu letzt kam die lang ersehnte Schmiede. Der Ort an dem wir uns vorgenommen hatten, einige Messer und Fibeln zu schmieden. Nach einer ausführlichen Prüfung und Begutachtung der Schmiede ging es vorbei an den Ziegen „Tussi“ und „Susi“ zu dem 2. Teil der Hafenanlage des Ukranenlandes. Von da ging es kurz in das von Feuer gewärmte, als erstes erbaute Haus des Ukranenlandes.

Nach kurzer Absprache mit unserer Betreuerin über die uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und kurzer Aufwärmpause ging es durch den von Wildschweinen bewohnten Wald zurück zum Eingang des Ukranenlandes. Wir hatten nun unseren ersten, kurzen (sehr positiven) Eindruck vom Ukranenland und freuten uns auf den morgigen Tag.

Nach einer kurzen Autofahrt gelangten wir nun von unserer Betreuerin geleitet zu der Schiffswerft des Ukranenlandes. Als erstes erblickten wir ein Slawisches, voll funktionsfähiges und bereits mehrfach in Gebrauch gewesenes, beeindruckendes Handelsschiff. Danach führte uns Uschi zu drei riesigen Eichenbäumen die einmal der Kiel einer Handelkogge (Hochmittelalter) werden würde. Mehrere Arbeiter waren derzeit damit beschäftigt die gesammte Werft zu überdachen um die bald entstehende Kogge vor Wind und Wetter zu schützen. In einer Halle daneben befand sich ein bereits vollständig fertiger Kiel eines Beibootes der Kogge. Wir staunten nicht schlecht als Uschi uns erklärte das nur in Handarbeit aus dem Kiel bereits in acht Wochen das Beiboot entstehen werde.

Danach folgten bei dem weiteren Rundgang durch die Werkstätten ein kurzer Einblick in die Arbeitsweise beim Bau vom Schiffen, ein Blick auf ein weiteres Slawenschiff und auf mehrere Arbeiter welche in Handarbeit dabei waren das Segel für das Beiboot der Kogge zu nähen.

Kurz darauf fanden wir uns wieder in der Jugendherberge ein um unser Mittagessen zu uns zu nehmen.

Ab da quälten wir uns mit unseren Bierreserven bis zum Abendbrot…

2. Tag

Frisch ausgeruht und voller Elan viel die hungrige Meute über das Frühstück her. Uschi brachte zum Frühstück noch einige 1000 Jahre alte Tonscherben (Fundstücke beim Bau der A 20 in der Nähe Lübbecks), sowie Fotos, Ketten und Postkarten mit.

Um 10 Uhr ging es dann auf in das Ukranenland. Das Dorf war schon von den Betreuern für Holz und Lederbearbeitung sowie dem Schmied für uns vorbereitet worden. Die Gruppe splittet sich auf und ging den verschiedenen Interessen nach. Wir arbeiten an Ledertaschen, Lederschuhen, Holzlöffeln, Messern und Fibeln.

In der Hütte für die Holzbearbeitung wurden wir in die Grundregeln des Schnitzens und dem Umgang mit dem Werkstoff Holz eingeweiht. Thorsten (Betreuer für die Holzbearbeitung) hatte bereits ein paar Rohlinge für die von uns zu fertigenden Holzlöffel hergestellt. Vier von uns fingen sofort an Ihr Glück an den Löffeln zu versuchen. Nach einer ganzen Weile sahen wir dann auch, was wir da taten, den der Rauch in der Hütte nahm einigen unter uns die Sicht und auch die Luft. Nach ca. einer Stunde schnitzen, waren die Löffel so weit, daß wir beginnen konnten die Löffel von Schnittkanten und Spänen zu befreien. Statt wie dies, historisch korrekt mit Sand zu tun, zogen wir das Schleifen mit dem Schleifpapier vor. Nun essen immerhin vier von uns ihre Suppe mit selbst hergestellten Löffeln!!!

Nach dem Mittag gingen einige von uns in das Vereinsheim des Ukranenland und liesen sich die slawische Art und Weise des Töpfern zeigen.

Abends dann suchten wir im Dorf nach einer Möglichkeit, sich den Abend zu vertreiben und sind auch promt fündig geworden. Das örtliche Irish Pub (klein aber fein) bot uns an diesem Abend ein warmes Plätzchen, Fußball und was zum Durst löschen.

3. Tag

Mittwoch morgen haben wir dann nicht schlecht gestaunt, als wir vor aus dem Fenster sahen und alles mit ca. 12 cm Neuschnee bedeckt war. Aber das macht uns natürlich nichts aus, denn wir sind ja echte Nordmänner! Wieder nach einem hervorragenden Frühstück und einer kleinen Schlitterpartie mit den Autos in Richtung Ukranenland, kam die Entschädigung für Schnee, Eis und Wind!

Das mittelalterliche Dorf lag vor uns in der malerischen Landschaft von der Schneedecke überzogen und wirkte. Jeder der das gesehen hat, kann bestätigen, daß es sich um ein echt coolen Anblick handelt. Nach ein paar Fotos, haben wir uns auf den Weg gemacht unserer gestern begonnen Arbeit weiter nachzugehen. Schuhe, Messergriffe und Nacharbeiten an den geschnitzten Löffeln fielen noch zu hauf an.

Einen besonderen Reitz bietete heute der Schmiede, den die sie gehörte den ganzen Tag uns. Zwar wurden unseren ersten eigenständigen Versuche ein Messer zu schmieden hin und wieder unter die Lupe genommen, jedoch vertraute man uns die komplette Anlage mehr oder weniger an.

Nach einem erfolg- und arbeitsreichen Tag ging es dann wieder in die Jungendherberge, wo wir bei ein paar Bier und Knabberkram weiter an einem Kettenhemd oder an den Lederschuhen arbeiteten.

Am Abend plagte dann ein Großteil von uns die Lust auf Fast Food oder ähnliches also qäulten wir uns kurz nach 20 Uhr aus dem Haus Richtung Innenstadt und stellten erschrocken fest das alles schon zu hatte! Voller Panik durchstreiften wir die Stadt und hatten doch noch Glück und fanden eine Dönerbude die uns mit einem sehr leckeren Döner für unsere Suche belohnte, danach ließen wir den Abend gemütlich ausklingen natürlich nicht ohne noch ein wenig unsere Arbeiten voranzutreiben!

4. Tag

Morgens ging es natürlich erstmal wieder ins Ukranenland, das im Neuschnee mal wieder seine schöne Seite zeigte. Direkt begrüßt wurden wir von Michel den dortigen Musikanten welcher uns ein Vielzahl an Instrumenten zeigte. Echt klasse Musik die da zum Vorschein kam, ein Genuß! Danach machten wir uns daran unsere Arbeiten voran zu treiben. Leder- und Holzbearbeitung, Schmieden, Töpfern und Brettchen weben versuchten wir weiterhin zu meistern. Am Nachmittag wurden uns 2 Berliner vorgestellt die in der Hochmittelalterszene tätig sind, mit denen wir uns spontan erstmal bis spät in die Nacht unterhalten haben!

5. Tag

Oh graus, noch mehr Schnee und das schneit noch immer! Wir müssen wohl doch dableiben wenn das so weiter geht! Obwohl so schlimm wäre das eigentlich nicht…. Na Thimo testete erstmal seine Sommerreifen und schlitterte an der Einfahrt vom Ukranenland vorbei! So wird das nix mit nach Hause fahren!

Na erstmal wieder ins Ukranenland, den Anblick genießen und diverse Restarbeiten erledigen. Die Schmiede gehörte wieder uns den ganzen Tag. So verbrachten wir noch einige ruhige Stunden dort um uns dann zum traurigen Abschied zu begeben soweit die Straßen befahrbar sind. Das Glück war uns hold so machten wir uns auf den Weg und kämpften uns durch Eis, Regen und starken Wind aber fürs Ukranenland immer wieder!

Gemeinsam erstellt von Rene, Kai, Dada, Tobi, Simone, Mark, Dirk und Thimo