Hornwall Larpie II - Der Fluch des Nordhofs

Eine kleine Delegation Hornwaller machte sich auf um Widukinds Hof zu besuchen und dort nach dem Rechten zu schauen, denn Snorre hatte berichtet, daß Widukind sich seltsam verhielte. So sprach sich Hakon mit Harbard ab, daß ich in Rerik zu der Delegation stoßen sollte, da ich ein wenig heilen kann. Und wir zogen los.
Auf dem Weg trafen wir Björn, der uns den Weg zu Widukind zeigen wollte, denn auf dem Nordhof war er nicht mehr. Björn schien ein wenig verwirrt, denn er schickte uns mal in die und mal in die andere Richtung und meinte doch immer, er wüßte ganz genau wo Widukind sei. Irgenwo im Wald.
Kaum daß wir in einen Wald gingen, sahen wir einen Nordmann an einem Baum ruhen. Noch während Thorhall versuchte herauszubekommen, wer der Mann sei, tauchten in nicht allzuweiter Ferne seltsame Schatten auf. Komplett schwarze Wesen, ohne Gesichter. Daraufhin ließ Thorhall einen kleinen Schildwall zusammenkommen und schickte uns Frauen mit Ranulf ein Stück weit weg. So bekam ich von dem Gespräch mit dem unbekannten Nordmann nichts mit. Ich war aber auch beschäftigt, denn plötzlich brach Svea zusammen. Sie hatte wieder eine Vision. Als sie wieder daraus erwachte, meinte sie, sie hätte Widukind gesehen. Er sei bei Elben und sei auch selbst einer und doch nicht. Damit konnte niemand wirklich etwas anfangen, aber wir wollten nun schnellstmöglich zu Widukind und dieses Rätsel aufklären.
Der Nordmann war bereit uns den Weg zu Widukind zu zeigen, doch aus irgendeinem Grund traute Thorhall ihm nicht so ganz und so folgten wir ihm nur mit Abstand. In Gesprächen fand ich dann heraus, daß der Nordmann wohl sehr ungewöhnliche Augen hatte. Thorhall wurde wohl mit jedem Schritt unruhig und so ließ er anhalten und beratschlagte sich kurz, was zu tun sei. Er erinnerte sich an die Vorfälle vom letzten Herbstthing und daß er doch ermahnt worden sei, bei solchen Fällen hart durchzugreifen. So ließ er den Nordmann etwas vorlaufen und versuchte ihn dann mit einen Kehlenschnitt zu töten. Doch der Angegriffene lief, ohne einen Tropfen Blut zu verlieren, unbeirrt weiter. Die ganze Zeit über begleiteten uns auch die Schatten in einem gewissen Abstand. Wir waren in Angst, ob oder wann sie denn näher kämen und uns angriffen, denn schließlich waren sie bewaffnet. Doch sie begleiteten uns nur.
Schließlich sahen wir auf einer Hügelkuppe im Wald einen Tisch und zwei Bänke. Und dann begrüßte uns Widukind schon auf seiner Burg. Richtig, er war der Meinung, hier sei seine Burg und er wollte sie wieder aufbauen. In der Umgebung sahen wir Ulrik, Trygur und Snorre, die nach etwas den Boden absuchten. Aus Widukind bekamen wir aber nicht raus, was sie suchten, nur daß es wohl wichtig sei und er es ihnen befohlen hatte. Desweiteren waren auf Widukinds „Burg“ noch Gäste. Eine wunderschöne Elbin – ich hatte bisher nur welche aus der Ferne gesehen – und ein Kaufmann. Beide hatten ebenfalls ungewöhnliche Augen, wie der Nordmann sie auch hatte. Noch während wir etwas aus Widukind und seinen Gästen herauszubekommen versuchten, was denn hier los sei, fingen sich Svea und Gripnir aus heiterem Himmel an zu streiten. Und Ranulf meinte plötzlich seinen Freund Ulf zu sehen, wo aber außer ihm sonst niemand jemanden sah. Da Thorhall mit Widukind im Gespräch war, nahm sich Hakon der Sache an und verpaßte denjenigen, die sich aus heiterem Himmel seltsam verhielten einen kurzen Schlag mit seinem Speer auf dem Kopf. Ich muß wohl auch etwas Seltsames getan haben, denn ich hatte später auch eine Beule. Aber das war nicht Haakon sondern Gripnir, wie ich sehen konnte.
Als ich mit leichten Kopfschmerzen aufwachte, lag ich etwas abseits von Widukinds Burg auf einer Lichtung im Wald. Gripnir hielt mich von hinten umschlungen, während Widukind etwas davon faselte mich zu opfern. Ich verstand wohl an wen, doch die Namen der Götter waren mir völlig fremd. Da ich nicht geopfert werden wollte, begann ich Gripnir zu bitten mich loszulassen. Doch als er merkte, daß ich wach war, hielt er mich eisern fest, ich sah noch sein Messer in der Hand, bevor er mich wieder in eine Ohnmacht schickte. Dann spürte ich eine brennende Flüssigkeit meinen Hals hinunter rinnen. Das folgte dann noch zweimal. Dann wurde ich weggetragen.
Ich kam langsam wieder zu mir, da saß ich an einen Baum gelehnt und Hakon stand neben mir. Irgendetwas war an meinem Hals anders. Ich wollte mit meinen Händen meinen Hals untersuchen, fand aber nur Verbände vor. Erschrocken fragte ich Hakon, was mit mir passiert sei. Meine Stimme war ein fürchterliches Krächzen. Ohne lange Vorrede teilte er mir mit, daß Gripnir wohl 2-3 mal versucht hatte mir die Kehle durchzuschneiden. Innerlich verfluchte ich die Entscheidung mitgegangen zu sein, denn ich wollte nichts anderes mehr, als wieder zurück an Harbards Hof. Weg von diesem Ort, wo seltsame Gestalten rumliefen und weit weg von Gripnir. Und weg von Widukind, der mich hatte - in wessen Namen auch immer - opfern wollen.
In der Zwischenzeit waren Bjalla und Svea gefragt worden, ob sie nicht zu „ihnen“ überlaufen wollten. Mit ihnen war gemeint, die Wesen mit den seltsamen Augen. Deren Körper waren wohl nur beliebige Hüllen für andere Wesen. Da wollte Svea natürlich wissen, was denn Genaues mit ihr passieren würde, wenn sie überliefe. So taten wir drei uns zusammen. Svea wollte mit Hilfe der Runen unsere Götter befragen. Doch die Fragen mußten wohl überlegt sein und so setzten wir uns vom restlichen Geschehen ab und beratschlagten. Schließlich waren wir uns einig, welche Fragen Svea stellen sollte und sie begann mit der Weihung des Ortes und dem anschließenden Befragen der Runen. Die Antworten versicherten Svea deutlich, daß sich niemand diesen Wesen anschließen sollten. Danach überschlugen sich die Ereignisse.
Wiedermal hielt mich Gripnir fest, wieder rief Widukind seine „Götter“ an, doch diesmal führte er selbst das Messer an meinen Hals. Ich sah schon mein Leben an mir vorbeiziehen, als wieder eine brennende Flüssigkeit meine Kehle runterran. Mittlerweile wußte ich, daß es sich dabei um Heiltrank handelte. Bisher hatte Hakon mir jedesmal welchen eingeflößt und ich hoffte, daß er diesmal noch genügend Heiltrank für mich gehabt hatte. Wieder wurde ich getragen, doch dann wurde ich schnell abgelegt und ich hörte Kampfgetümmel. Ich war noch zu schwach meine Augen zu öffnen, geschweige denn mich zu bewegen. Aber ich ahnte, daß nun meine Heilsalben gebraucht werden würden und versuchte energisch die Dunkelheit um mich abzuschütteln. Als ich meine Augen öffnete sah ich zwei Schritte entfernt von mir Thorhall am Boden liegen. Es sah wohl nicht gut aus. Die Kampfgeräusche hatten aufgehört, doch von den Hornwallern sah ich keinen mehr stehen.
Ich gab alles um die zwei Schritte zu Thorhall schnellstmöglich hinter mich zu bringen, doch ich hatte nicht genügend Kraft um mich aufzurichten und so kroch ich ungelenkt zu ihm. Er war notdürftig versorgt worden, doch bei seiner Wunde hätte man etwas daraufpressen müssen, um den Blutfluß zu stoppen. Das übernahm ich und versäumte es auch nicht etwas von meiner Heilsalbe um die Wunde herum zu verteilen. Ich sah zwar auch, daß er fror, doch bevor ich mich darum kümmern konnte, hatte man bemerkt, daß ich halbwegs wach war und nun sollte ich Jurge helfen. Ich schleppte mich zu ihm, immer von Baum zu Baum und nach mehrmaligen Stolpern kam ich auch bei ihm an. Seine Beine sahen gebrochen aus und so versuchte ich sie zu richten, versah sie mit Salbe und verband sie ebenfalls. Ich meinte noch, man solle doch die Verletzten an einer Stelle sammeln, dann machte ich mich auf den mühsamen Weg zurück zu Thorhall. Er war jetzt zumindest wieder ansprechbar und konnte mir kurz mitteilen, daß er von einem der Schattenwesen erwischt worden war, weshalb er auch fror. Ich legte mich neben ihn, da ich keine andere Möglichkeit wußte, ihn zu wärmen. Die Kälte würde allerdings seine Heilung beeinträchtigen.
Dann erblickte ich Widukind nicht weit von mir. Er beschwor die Schatten als seine Krieger, oder so sah es aus. Dann brach er zusammen. Thorhall befahl mir, zu ihm zu gehen, sonst hätte mich niemand dazu gebracht mich Widukind derart zu nähern. Doch dieser bat darum, daß wir ihm helfen mögen. Wir sollten die Schatten beschäftigen, dann würden sie immer schwächer. Und das wo er sie doch zuvor gerufen hatte. Dann schien es, als ob ein Ruck durch ihn ging, er stand auf und lenkte seine Schritte fort von uns. Ich überbracht Thorhall Widukinds Worte, woraus dieser dann den Schluß zog, daß die Hornwaller solange immer wieder zusammen geflickt werden müßten, bis sie in mehreren Kämpfen die Schatten soweit geschwächt hätten, daß sie nicht wiederkämen. Es mußte eine andere Lösung geben!
Als die Hornwaller sich wieder halbwegs auf den Beinen halten konnten, wurde kurz beratschlagt und dann folgender Plan umgesetzt. Keiner sah mehr eine Lösung im Kampf und so konnten wir nur hoffen, daß uns die Götter helfen könnten. Jemand schlug Widukind auf den Kopf, so daß er das Bewußtsein verlor. Wir nahmen ihm seine Waffen ab und fesselten ihn. Jemand wurde abgestellt, ihm jedesmal einen überzuzimmern, wenn es aussah, als ob er erwachte. Dann machte Svea sich ans Werk. Sie weihte den Ort und versuchte mit Hilfe der Götter, daß Wesen, was Widukind so seltsam handeln ließ aus seinem Körper zu treiben, so daß er wieder er selbst sein würde. In dem Moment, wo er erwachte und uns glaubhaft machen konnte, daß er wieder normal war, fielen die Elbe und der Kaufmann tot um. Wir verbrannten ihre Leichen.
Dann sollten die Tafeln und die Kristalle vernichtet werden. Nach denen hatte Widukind Ulrik, Trygur und Snorre suchen lassen. Wir konnten zwar nicht lesen, was auf den Tafeln stand und wußten auch nicht, was man mit ihnen und den Kristallen anfangen konnte, doch es würde bestimmt nichts Gutes sein. Und so versuchten wir sie zu zerstören. Die Kristalle zersplitterten und jeder nahm einige Splitter mit, damit wir sie möglichst weit weg voneinander verteilen könnten. Wer weiß, ob man mit Magie die Kristalle sonst nicht hätte wieder zusammen fügen können. Bei den Tafeln war es unmöglich sie zu zerstören. Wir schafften es nur mit größtem Einsatz die Zeichen auf den Tafeln zu entfernen.
Was mir bisher nicht aufgefallen war, daß bei den Kämpfen mit den Schatten ein Hornwaller gestorben war. Ulrik war gefallen und wir hofften nun daß er gut in Walhall ankommen würde. So bahrten wir ihn auf, gedachten seiner und verbrannten seine menschlichen Überreste. Ein Lied zum Abschied durfte nicht fehlen und so bat ich darum singen zu dürfen. Trotz der Ereignisse des Tages versuchte ich meiner Stimme abzuringen was ging, um Ulrik würdig zu verabschieden.
Nachdem das Feuer herunter gebrannt war, packten wir unsere Sachen wieder zusammen und verließen den Ort traurig, an dem Widukind noch vor kurzem seine Burg bauen wollte.

Autor: Skuld