Wenn eine Religion einmal einen Teufel hat, so schiebt sie ihm auch alles Böse unter, die Unholde werden zur Brut des Teufels. Darum ist Loki Vater der Trolle, besonders aber werden solche Ungeheuer als seine Kinder bezeichnet, welche im letzten Kampf den Göttern Tod bringen.

Den Wolf zeugte Loki mit Angurboda, Den Sleipnir empfing er von Swadilfari. Ein Scheusal schien das allerabscheulichste: Das war von Byleistis Bruder erzeugt.

Angrboda heißt eine Riesin in Jotunheim, mit ihr erzeugte Loki drei Kinder: Das eine ist der Fenriswolf, das zweite Jormungand (die ungeheure erdumgürtende Seeschlange), das dritte Hel. Gylfaginning Kap. 34 Diese drei Geschwister wurden in Jotunheim aufgezogen. Die Götter erfahren durch Orakel, dass ihnen durch diese Kinder großes Unheil bevorstehe, und meinten, dass sie Schlimmes wegen ihrer mütterlichen Abstammung, noch Schlimmeres aber wegen ihrer väterlichen zu erwarten hätten.

Darum sandte Allvater die Götter zu den Kindern und ließ sie sich holen, und als sie bei ihm angelangt waren, warf er die Schlange in das tiefe Meer, das alle Länder umgibt, und darin wuchs die Schlange so gewaltig, dass sie nun ebenfalls um alle Länder sich schlingt mitten im Meere und sich selbst in den Schwanz beißt. Die Hel schleuderte er nach Nifiheim hinab und gab ihr Macht über neun Welten, damit sie denen, die zu ihr gelangen, ihren Aufenthaltsort anweise. Den Wolf zogen die Asen bei sich auf und Tyr allein hatte soviel Mut, ihm seine Speise zu reichen.

Da nun die Götter sahen, wie sehr er täglich wuchs, und alle Weissagungen meldeten, dass er ihnen großes Unheil bringen wür de, so schien es ihnen rätlich, eine sehr starke Fessel zu verfertigen, die sie Leding nannten. Der Wolf zerbrach aber diese und eine zweite, Dromi genannte Fessel. Da wurde Skirnir nach Swartalfaheim beordert, um von Zwergen die Fessel Gleipnir anfertigen zu lassen. Sie war aus sechs Dingen gemacht: aus dem Geräusch der Katze und dem Barte des Weibes, aus den Wurzeln des Berges und den Sehnen des Bären, dem Hauche des Fisches und dem Speichel des Vogels. Die Fessel war glatt und weich wie ein seidenes Band.

Die Asen nahmen den Wolf auf den See Amswartnir und auf die Insel Lyngwi mit und fesselten ihn mit Gleipnir. Der Wolf verlangte, Tyr solle zum Pfande dafür, dass keine Zauberei und Hinterlist im Spiele sei, die rechte Hand ihm in seinen Rachen legen. Da nahmen die Asen das Ende der Schnur, welches Gelgja heißt, und zogen es durch einen großen Felsstein, der Gjoll genannt wird, und legten diesen tief in der Erde fest. Dann nahmen sie noch einen großen Stein, mit Namen Thwiti, und versenkten den noch tiefer und benutzten ihn als Taupfahl. Nun war der Wolf gefesselt und ver mochte die Bande nicht zu zerreißen. Aber Tyr verlor seine Hand. Der Wolf riss seinen Rachen furchtbar auf und schnappte gewaltig um sich. Da schoben sie ihm ein Schwert in das Maul, so dass der Griff im Unterkiefer seine Stütze fand, die Spitze aber im oberen Gaumen steckte. Er heult entsetzlich, Geifer rinnt aus seinem Maule, das ist der Fluss, welcher Wan heißt. Dort liegt der Wolf bis zum Untergange der Götter.

Die Erzählung, wie Allvater die Kinder Lokis, die Teufelsbrut ins Meer und in die Unterwelt schleuderte, ist schwerlich alt, aber schon die älteren Skalden kennen diese Unholde als Kinder Lokis. Dass die persönlich gewordene Hel mit Loki verbunden erscheint, ist so natürlich, wie Teufel und Hölle zusammengehören. Die große Seeschlange ist insofern eine Nachahmung des Leviathan, als sie sich rings um die Erde legt. Schlangen und Drachen stellt aber biblischer Glaube mit dem Teufel, dem Höllenwurme, der Höllenschlange gleich. Der Wolf Fenrir ist einerseits aus den Ungetümen, die nach dem Volksglauben Sonne und Mond zu verschlingen drohen und dadurch die Welt gefährden, hervorgegangen, andererseits wiederholt er nur Loki selber, er ist der „Warg“ Loki und wird daher auf gleiche Weise gefesselt. Wenn der Teufel loskommt, wenn Loki-Fenrir der Bande ledig wird, geht die Welt unter.