Sommerfest in Troisdorf

Kurz vor dem Sommerfest in Troisdorf traf ich auf meiner Reise durch das Königreich Larhgo auf den Reichsritter Lothar, welcher mich mit einem großzügigen Angebot in seine Dienste lockte. Da mir sein Ruf als unbesiegbarer Kämpfer und Herzensbrecher bekannt war und ich nicht wusste, wie man auf meine Anwesenheit und Abstammung in Troisdorf reagieren würde, entschloß ich mich frohen Mutes mit ihm und seinem Begleiter Lasse zu reisen, einem weiteren kampferprobten Söldner in seinen Diensten.

Der Weg in die Nordmark war lang, aber doch recht ungefährlich - schließlich ging es durch die „sicheren“ Lande im Herzen Larhgos. Kurz vor unserer Ankunft in Troisdorf trafen wir auf Gräfin Gesa von Gehrland und Lothar schickte uns voraus, um die Lage auszukundschaften und seine Ankunft entsprechend vorzubereiten. Unsere Vorfreude war groß und wir malten uns schon die Zecherei und die Völlerei aus, die dort auf uns warten würde.

Am Gasthaus der Gebrüder Pophanken angekommen bezogen wir unsere Quartiere und schauten uns um. Aus vielen Ländern Larhgos waren Gesandte erschienen mit ihren Gefolgen. Da waren die Averbergener, die den Magier Meldron begleiteten, der neue Graf von Frosthier mit den Seinen, einige Hammerburger, der Reichsritter Gregor, der Magier Hora, die Hohepriesterin der Alina, die Gräfin Lyza von Reichenstein mit Gefolge und nicht zu vergessen der Reichsritter Langoras und der Ritter Orelan mit ihrer Schwarz-Weißen Garde, die ja zu diesem Fest geladen hatten. Wahrscheinlich habe ich jemanden mit Rang und Namen vergessen zu erwähnen, man möge es mir nachsehen.

Doch zu unserem Erstaunen schienen die Dorfbewohner überhaupt nicht erfreut über die vielen Fremden, die zu „ihrem“ Fest in Troisdorf „einfielen“. Trotzdem war das Bier und der Met durchaus genießbar und wir spülten uns den Staub aus den Kehlen und aßen eine Kleinigkeit.

Mit einem Mal gab es Lärm vom Dorfplatz, Schreie die zu uns in die Gaststube herein klangen und alle Gäste drängten hinaus. In der Annahme es gäbe Ärger, waren Lasse und ich natürlich unter den Ersten, die zu den Rufenden hinausstürmten. Einige der Angereisten standen in einem weiten Halbkreis um eine gespenstische Szenerie herum, die sich um einen großen Stein am Waldende des Dorfplatzes herum abspielte. Der Stein schien leicht zu leuchten und um ihn herum waren einige Waldwesen erschienen, einer sah aus wie ein Troll, ein anderer wie ein verwachsener Baum - doch keiner von Ihnen glich einem der anderen. Die anwesenden Dörfler waren völlig verstört, man könnte sagen beinahe entsetzt über das, was sich da abspielte. Die Garden hatten ihre Waffen gezogen, blieben aber in sicherer Entfernung

Ohne groß nachzudenken ging ich auf den Troll - oder was auch immer es gewesen sein mag - los und versuchte ihn anzugreifen. Doch mein Sax erschlug ihn nicht, sondern ging glatt hindurch. Da beschloß ich das ganze doch lieber den Magiern zu überlassen, die das alles ja vielleicht auch zu verantworten hatten - was weiß ich schon über Magie und Geister und so.

Ich ging mit Lasse zurück zur Taverne und fand sie leer, bis auf einen der Brüder Pophanken. Dieser schnauzte mich an, die Taverne sei geschloßen und wir Fremden sollten eh bloß verschwinden und murmelte weiteres in seinen Bart. Da ich aber doch immer noch großen Durst hatte, wurde ich wütend und fuhr ihn an, was ihm denn einfalle, wir seien ja schließlich eingeladen worden und er solle schnellstens mein Horn wieder füllen. Da er sich weiter weigerte, nahm ich mir was ich wollte. Noch während ich mein Horn leerte, schrie er jämmerlich um Hilfe und ein paar Schwarz-Weiße und einige Dörfler eilten in die Stube hinein. Auch der Reichsritter Gregor war dabei, den ich zu dem Zeitpunkt aber noch nicht persönlich kennengelernt hatte.

Meinen Sax in der Hand erwartete ich sie, doch keiner griff mich an. Sie fragten was los sei und der Wirt berichtete ihnen was für eine Frechheit ich begangen hätte. Ich lachte ihn aus und herrschte ihn an, wie er es wagen könne mich so zu beleidigen. Die Hereingeeilten blieben aber auf Abstand und wagten es nicht näher zu treten. Ich bestand auf meinem Gastrecht im Namen Reichsritter Lothars und forderte sie heraus doch etwas zu tun, oder zu schweigen. Bald drauf kam auch der Reichsritter Langoras und ließ sich Bericht erstatten. Nachdem er mit dem Wirt gesprochen hatte, wurde die Taverne wieder geöffnet und wir konnten uns dem Feiern widmen.

Später am Abend erreichten auch Reichsritter Lothar und die Gräfin Gesa Troisdorf und er ließ sich von uns berichten, was wir so beobachtet haben. Kurz vor seiner Ankunft wurde ich von einer unscheinbaren Reisenden verzaubert, die mir magischen Schutz vor Bösem angeboten hatte. Jedoch gab es dabei ein kleines Problem, ich sollte fortan nur noch singen oder reimen, was ich zu sagen hätte. So verflucht und beschützt gleichermaßen, versuchte ich mich im Reimen. Allerdings bekam ich kaum etwas sinnvolles heraus und muß so flehentlich geschaut haben, daß sie diesen Fluch wieder von mir nahm. Den Göttern sei Dank!

Wir feierten einige Zeit in der Gaststube. Eine merkwürdige Alfe aus Stein wandelte durch die Gaststube und während ich an der Theke stand hatte auch ich die Gelegenheit mit ihr kurz zu sprechen. Als ich dann von einem kurzen Ausflug an die Luft wieder zurück in der Gaststube war, winkte mich Lothar heran – ich solle ihn decken und beschützen, während Lasse einen Magier besorgen solle. Diese Steinalfe hätte ihn mit einem Fluch belegt, der ihn förmlich auf seinen Stuhl fesselte – er konnte sich beim besten Willen nicht erheben. Etwas später – nach dem Besuch durch ein paar Magier, die nichts ausrichten konnten – kam die Steinalfe wieder und erlöste ihn. Sie warnte ihn, er oder seine Untergeben sollten ihre „Kinder“ (und meinte damit wohl sie Dörfler) nicht bedrohen, sonst würde er ihre Macht zu spüren bekommen. Ich fragte mich nur, wer da wen denn bloß bedroht hatte?

An dem Abend bekam ich auch die Gelegenheit mit dem Kanzler, der Gräfin Gesa und einigen anderen zu reden und wurde darüber befragt, ob die Hornwaller denn am Gehrlandfeldzug teilnehmen würden und vielleicht auch auf das Manöver in Averbergen kämen. Ich antwortete ihnen ausweichend und versuchte herauszufinden, ob vielleicht die Königin gegen Hornwall in den Krieg ziehen will, da ja bisher aus Hornwall noch immer keine Antwort auf den Erlaß der Entmachtung gekommen war. Sie wiesen diese Gerüchte weit von sich und versuchten mich von der nötigen Einheit Larhgos zu überzeugen, die unbedingt nötig sei, um gegen den Dreizehnköpfigen Dämon, der über das Gehrland herrscht, triumphieren zu können. Die ganze Sache mit der Entehrung unseres Things wäre nur ein wenig missverstanden worden. Das Anliegen der Königin sei ehrenhaft, denn sie wolle nur die Grafschaften Larhgos vereinen, um das Gehrland zu befreien. Aber da ich ja von der großen Politik nichts verstehe und auch keinerlei Auftrag hatte, ließ ich es dabei und widmete mich zunehmend dem Feiern. Die Dorfbewohner, die mich nicht sonderlich zu mögen schienen, konnte ich dabei geflissentlich ignorieren. Hätte mich Reichsritter Lothar nicht darauf hingewiesen, dass ich gegen sie nichts unternehmen solle, es sei denn sie fingen an, hätte meine Peitsche noch Blut gesehen die Nacht.

Der Tag des Sommerfestes begann mit schwerem Kopf – das Bier war wohl doch nicht so gut wie in Hornwall – aber ansonsten recht ruhig. Ich ahnte bereits, dass das so nicht bleiben würde nach den Geschehnissen am Vortag. Der Reichsritter Langoras schien die Dörfler ein wenig beruhigt zu haben, aber die Steinalfe schlich immer noch umher. Bei den Magiern und Hexen brach geschäftiges Treiben aus, um hinter die Geheimnisse der Erscheinungen zu kommen. Doch wie ich schon sagte, mit so etwas will ich möglichst nichts zu tun haben und auch Reichsritter Lothar sah das wohl ähnlich. Der Tag verlief so ruhig wie er angefangen war, ein 5-Kampf-Turnier wurde abgehalten, welches sich lange dahin zog. Währenddessen genoß ich das Leben, rauchte Shisha und hielt ein Schwätzchen mit der Hohepriesterin der Alina. Leider wollte sie mich nicht in ihrem nächsten Fruchtbarkeitsritual dabei haben, zumindest nicht so wie ich mir das so vorstellte. Ein Alf aus Averbergen gewann das Turnier, von dem ich aber aufgrund der liebreizenden Alina-Priesterin nicht so viel mitbekam.

Später am Tage sah ich den Schaustellern bei ihren Puppenspielen zu begann schon einmal mit dem Feiern – sprich ich gönnte mir das eine oder andere Bier. Doch die Ruhe wurde gestört. Es kamen Rufe auf, dass einige Alfen tot aufgefunden wurden in der Nähe des Turnierplatzes im Wald. Ich ging hin und schaute nach, aber es gab nicht viel zu sehen. Noch nicht mal Blut war zu entdecken – die Alfen wurden wohl nahezu vollständig ausgesaugt. Die anwesenden Magier faselten etwas von einem blutrünstigen Dämon und schickten alle weg, bis auf ihre Wachen. Das Fest wollte nicht so recht in Gang kommen nach dem Geschehenen, aber ich hatte Hoffnung, dass der späte Abend wohl fröhlicher sein würde.

Die einzigen, die noch in Feierlaune schienen, waren die Averbergener. Daher beschloß ich bei ihnen ein wenig mitzufeiern. Ich war noch nicht lange an ihrem Zeltplatz angekommen, da erklangen Alarmschreie und einige Waldwesen erschienen. Es brach ein Kampf aus und die Treffer der Kämpfenden sagten mir, dass die Wesen nicht mehr in Geisterform vor mir standen. Ich entschloß mich dazu, mit einzugreifen. Das Wesen, welches aussah wie ein Baum war mir am nächsten und griff in dem Moment die Steinalfe an. Schläge prasselten auf den Stamm und die Äste zischten durch die Luft und erwischten einen Kämpfer nach dem anderen. Auch mich traf ein Schlag auf die rechte Niere, der mich direkt zu Boden schickte – ich war nur leicht gerüstet. Ich konnte mich noch aufsetzen, doch mehr war nicht drin. Irgendwie brachte man die Wesen aber wohl zu fall. Die Reisende, welche mich am Vortag noch mit ihrem Segen den Fluch des Reimens und Singens bedacht hatte, kam zu mir und heilte mich mit ihrer Magie.

Die Nacht brach an, aber niemand dachte scheinbar ans Feiern. Vielmehr wurde wohl weiteres Übel erwartet, denn alle wirkten sehr aufgebracht. Es gab da ein Ritual, um der Sache ein Ende zu bereiten und alle waren in Alarmbereitschaft. Die Magier redeten wirres Zeug von gefährlichen Wesen, aber keines davon erschien auf der Bildfläche. Nach diesem letzten Ritual waren die Magier sehr euphorisch und redeten etwas von einem magischen Baum und dass die Gefahr vorüber sei. Den Göttern sei Dank – das Fest konnte endlich beginnen. Was soll ich noch sagen, die Nacht wurde sehr lang und fröhlich, bis auf einen Zwischenfall mit Meldron, dem Magier aus Averbergen. Man schleppte ihn an und er war nicht ansprechbar, aber die Heiler flickten ihn bald wieder zusammen und später fand er sich fröhlich trinkend aus seinem Holzkrug in der Runde wieder ein.

Alles in Allem hatte viel Spaß auf diesem „Fest“, lernte nette Leute kennen und geißelte die weniger netten. Der Reichsritter Lothar zahlte gut und sollte er mich brauchen, so werde ich gerne wieder zu ihm stoßen. Mein Dank gebührt in gleichem Maße auch dem Reichsritter Langoras, der zu seiner Einladung stand und unser Kerbholz beglich, von dem ich wohl das meiste versoff.